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Angst vor Hunden – oft ein unterschätztes Problem

Ziel dieses Blog ist es, die «HundeflüsterInnen» (HF) zu sensibilisieren und den Betroffenen- in meinem Blog liebevoll «Hundeängstlinge» (HÄ) genannt-eine Stimme zu geben, Mut zu machen und sie zu motivieren, die Sache selber in die Hand zu nehmen, um ein friedliches, respektvolles Miteinander zu fördern. Es ist einfacher als du denkst und macht erst noch Spass. Mein Wissen nehme ich dabei aus der jahrelangen Stress- und Angstforschung, aus meiner Arbeit als Leiterin mehrerer Notfall-Stationen und aus unserem Angst-vor-Hunden-Coaching «Dogs & Healing» bei dem Julia und ich immer wieder wahre Wunder erleben dürfen…

Viel Spass beim Lesen, dein All the best 4 dogs-Team.

Als erstes ein grosses Dankeschön an DICH, dass du Dich in diesen Artikel vertiefst, und dir die Zeit für «die andere Seite» nimmst. Zeit, um die «Hundeflüsterer» (HF) besser zu verstehen, die selten eine Ahnung haben, was in dir als «Hundeängstling» HÄ abgeht und Zeit für dich als «HundeflüsterIn» (HF), die du mit deinem Hund rücksichtsvoll unterwegs sein möchtest und dazu beitragen willst, dass in der Natur, im Verkehr und in der Fussgängerzone Friede, Harmonie und Freude für alle möglich ist.

Mythen und Facts

Mythos: Der Hund riecht, dass ich Angst habe und belästigt mich deshalb besonders.
Fact: Die meisten Hunde erkennen einen ängstlichen und unsicheren Menschen von weitem. Diese Menschen zeigen im Besonderen eine andere Körperhaltung, anderen Blickkontakt oder ein ungewöhnliches Gangmuster. Die meisten Hunde sind sehr interessiert und wollen lernen, deshalb zieht alles «Ungewöhnliche» den wissbegierigen Hund magisch an. Erforschen und Kennenlernen tut der Hund schlussendlich mit der Nase (erschnüffeln). Das ist etwa so zu verstehen, wie wenn wir Menschen mit den Händen einen Gegenstand genauer begutachten.


Mythos: HÄ sehen den Hunden an, ob sie lieb sind, nur schnüffeln wollen oder ein verspieltes Hundebaby sind
Fact: Die meisten HÄ haben irgendwann in Ihrem Leben eine oder mehrere schlechte bis traumatisierende Erfahrungen mit Hunden erlebt, die sie nie richtig einordnen konnten. Besonders arg trifft es Kinder vor dem 6.-10. Lebensjahr, denen nie geholfen worden ist, die damaligen Emotionen mit der Situation in Einklang zu bringen. Solche Menschen fokussieren sich meistens auf den HF und versuchen angestrengt am Hund vorbei zu schauen. Wirkt der HF vertrauenswürdig, hält seinen Hund an kurzer Leine oder ruft den Hund sofort erfolgreich zurück, ist für viele HÄ die Situation bereits wieder entspannt. Die meisten Missverständnisse entstehen, weil HÄ und HF die Hunde und einander nicht lesen können.


Mythos: HÄ sind für Ihre Sicherheit alleine verantwortlich
Fact: Dass wir für körperliche Schäden haften, die unsere Hunde dem HÄ antun ist uns klar. Wie wäre es aber, wenn wir die emotionale Sicherheit der HÄ genauso ernst nehmen würden und darauf achten, dass der Kontakt mit unserem Hund immer vom Gegenüber ausgeht und grundsätzlich der Mensch entscheidet ob er Kontakt zum Hund will oder nicht.


Mythos: Grosse schwarze Hunde sind aggressiver als kleine weisse oder, mit dem Verbieten von bestimmten Rassen wäre das Problem gelöst
Fact: Nach aktuellen Forschungsergebnissen in Deutschland, Irland und Frankreich ist es eher umgekehrt, wobei es rassetypische Unterschiede gibt, ob die Aggression gegen Halter, Fremde oder andere Hunde geht. Sowieso scheint die Rasse aber max. zu 10 % verantwortlich für Aggressivität zu sein. Viel mehr Einfluss haben die Bedingungen unter welchen der Hunde gezeugt und geboren wurde, wie entspannt die Mutterhündin war, wie die ersten Wochen beim Züchter verlaufen sind und wie das Mensch-Hundeteam ab der Übergabe unterwegs ist. (Quelle: Studie Evan Mac Lean, James Serpell 2019)


Mythos: Am gefährdetsten bin ich, wenn ich unerwartet auf einen mir unbekannten Hunde treffe
Fact: Die meisten Beissunfälle passieren im eigenen Haushalt, mit dem eigenen Hund oder mit dem vom Opfer bekannten Hund von Freunden und Nachbarn.


Mythos: Aggressive Menschen haben keine Angst
Fact: Aggressivität und Angst kommen meist gemeinsam vor. Das ist sowohl bei Hunden, als auch bei Menschen so


Mythos: Wenn ein Hund auf mich zu rennt und bellt, bin ich in grosser Gefahr
Fact: Viele Hunde wollen Dich einfach kennen lernen. Eine Form der Kommunikation ist das bellen. Daneben gibt es unzählige weitere Kommunikationsmittel die der Hund zeigt um seine Stimmung auszudrücken. Wenn Du Dich als HÄ mit der Kommunikation der Hunde vertraut machst, ist das wie ein Wellnesswochenende das Dir in Zukunft viel ruhigere Momente beschert und sogar dazu führt, dass Du vom Hundegenervten zum Hundefreund wirst. Das dürfen wir in unsern Coachings fast zu 100% erleben. Dennoch wünschen wir und unsere KlientInnen uns von den HF, dass sie ihre Hunde führen, den Menschenkontakt nur auf ausdrücklichen Wunsch zu Stande kommen lassen und ganz besonders Zurufe wie «der tut nix, der will nur spielen» aus dem Wortschatz streichen. Sie sind meist kontraproduktiv und werden als respektlos und unprofessionell wahrgenommen.


Mythos: Die Zeit heilt alle Wunden – und die Angst vor Hunden geht nach einem Zwischenfall von alleine irgendwann weg
Fact: Leider ist das mit Traumata oft anders. Mit der Zeit verblasst das Ereignis, die Narbe ist aber sehr dünn, wenn ähnliche Reize sich wiederholen, kann das Ereignis wieder «aufpoppen» und zu unangenehmen Einschränkungen im Alltag führen.


Wohlwissend, dass viele HF sich dieser Problematik durchaus bewusst sind, freuen wir uns sehr, wenn wir euch bei einem respektvollen, freundlichen und freudigen Miteinander helfen dürfen, auch über deine Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge, die du schon erfolgreich angewendet hast.

Herzlich
Manuela

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